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Streit um Ackergifte

Vor drei Jahren durfte ich im Kino die Diskussion nach dem Kinofilm „Das Wunder von Mals“ moderieren. Der Film zeigt unaufgeregt, wie eine engagierte Gemeinde im Südtiroler Intensivobstbaugebiet demokratisch entschied, keinen Pestizideinsatz auf ihrem Gebiet mehr zuzulassen. Die Regierung Südtirols versuchte, das der Gemeinde zu verbieten. Nun erreicht der Rechtsstreit auch den Regisseur, den Verlag und den Wissenschaftler des Unweltinstituts – der Vorwurf: „Mittäterschaft beim Verbrechen der üblen Nachrede gegenüber der Südtiroler Obstwirtschaft“. Für mich unglaublich: Zensur für Pestizidkritiker? Leben wir in Europa? Nur zur Erinnerung: Für Ökobauern gibt es bisher keine Rechtsicherheit, wenn Pestizide ihrer Ernte unverkäuflich machen. Seit Jahren hängt ein Verfahren dazu am OLG Hamm. Soviel zum Ungleichgewicht. Biobauern fordern zurecht einen Entschädigungsfonds. Wie eine aktuelle Untersuchung des Umweltinstituts München zeigt, ist kein Ort mehr in Deutschland unbelastet. Kein Wunder, wenn man weiß, dass fast 90 Prozent des angewendeten Wirkstoffs verdampfen und der Wind belastete Bodenpartikel verteilt. Diesem Problem trägt auch die gerade verhandelte EU-Agrarpolitik keine Rechnung.

Den Demeter-Blog verfasst Michael Olbrich-Majer, Redakteur der Fachzeitschrift Lebendige Erde.

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