Einatmen- Ausatmen

Das Lebendige wahrnehmen

„Dem Leben dankbar zeigen wir uns, indem wir die Lebendigkeit selbst wahrnehmen und wertschätzen“, erklärt Johannes Huober, Geschäftsführer der Erdmannhauser Getreideprodukte GmbH. Hier stellt er eine Meditationsübung vor, die dafür sensibilisiert: mittels unserer Vorstellung eines Baums.

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„Erst wenn ein Organismus stirbt, unterliegt er dem Zerfall und gehorcht den rein physikalisch-chemischen Gesetzen. Doch welche Kräfte halten ihn bis dahin zusammenn?“, fragt Johannes Huober, 40. Das lebendige Element bewusst wahrzunehmen, dazu lädt Johannes mit folgender Meditation ein:

 

  • Stelle dir zunächst die Gestalt eines Baums vor, der fest in der dunklen Erde verwurzelt ist und sich mit seinen Ästen und Zweigen gen Himmel streckt. Wie sieht die Baumkrone deines Baums aus? Erweitere dann das Bild deines Baums, indem du dir die umgekehrte Wurzel-„Krone“ vorstellst, die die Erde, den Boden durchdringt.
  • Lenke nun deine Aufmerksamkeit auf den Stamm deines Baums. Dieser verbindet die Baumkrone, die sich mit ihrem feinen Blätterwerk ganz der Luft und dem Licht entgegenreckt, und das Wurzelorgan, das sich ganz mit dem Erd- und Mineralreich, den Salzen verbindet.
  • Stelle dir nun den „Erdenstrom“, wie ich es nenne, vor: Wie der Baum durch seine feinsten Würzelchen – die Haarwurzeln – Wasser ansaugt und dieses durch den Stamm hinauf in die kleinsten, vielgestalteten Zweige, Äste, Triebe und bis ins Blatt hineinströmen lässt. Mache dir bewusst, dass mit dem Wasser zugleich aufgelöste Erde, feinste Salze und Mineralien hinauftransportiert werden. Visualisiere die Kraft, die das tote Gestein, die Mineralien, das Kalkige von ihrer Schwere befreit und aus der dunklen Erde nun bis hinein in jedes Blatt dem Licht entgegenträgt.
  • Visualisiere nun das umgekehrte Bewegungsbild – den „Himmels- oder Sonnenstrom“: Stelle dir vor, wie das Sonnenlicht von außen den Baum neu belebt und in den Blättern ein feiner, süßer Zuckerstrom entsteht (den wir zum Beispiel als Ahornsirup kennen), der in der Rinde hinunter bis in die feinsten Haarwurzeln fließt, den Baum nährt und wachsen lässt und auch an die Erde abgegeben wird. 

„Mit diesen Bildern seiner Gestalt, aber auch mit denen der beiden entgegengesetzten Ströme, die im Baum in Bewegung sind, bekommen wir eine Vorstellung vom ständigen Heraufströmen des in Wasser aufgelösten Minerals. Von seinen Blättern, mit denen der Baum Sauerstoff ‚ausatmet‘, den wir zum Leben brauchen. Und von seinem gleichzeitigen ‚Einatmen‘ von CO2 und seiner Fähigkeit, Licht und Luft in nährende Glukose umzuwandeln“, erklärt Johannes, der diese Übung auch gemeinsam mit Bäuerinnen und Bauern bei den Erdmannhauser- Wintertreffen praktiziert. „Erst wenn ich begreife, was der Baum für mich als ein lebendiger Organismus tut – und in gewisser Weise darüber staune –, kann ich ihm gegenüber Dankbarkeit empfinden und ihm meine Wertschätzung in dieser Art der wahrnehmenden Begegnung zurückschenken.“

Johannes Huober

Johannes Huober

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ErmannHauser Getreideprodukte GmbH

Johannes Huober leitet die Erdmannhauser Getreideprodukte GmbH, die 1989 als Verarbeitungspartner der regional tätigen Demeter-Bauern und -Bäuerinnen gegründet wurde. Heute ist sie vielfältiger Betrieb mit einer eigenen Mühle, einer Abpackung für die Erzeugnisse der Partnerbetriebe, einer Rösterei, einer Kräutersalzherstellung und dem Getreideaufschluss für heimische Reisalternativen. Dankbarkeit empfindet Johannes vor allem seinen Kindern gegenüber: „Sie zeigen mir jeden Tag aufs Neue, wie abstrakt wir Erwachsene dem Leben gegenüberstehen und was wir ihm schuldig sind: nämlich Fragen zu stellen!“

www.erdmannhauser.de